Logbuch

Direkt aus der Rakete Xalvadora notiert Bibi Vaplan alles, was die Popcornaut:innen auf ihrer Entdeckungsreise durch das Popcorn-Universum erleben. Quia daja nouvas our dalla raketa Xalvadora

22. Februar – Rakete Xalvadora

Wir sind gestern ins Popcorn-Universum gestartet!

Hier dokumentiere ich unsere Reise, im Logbuch der Rakete Xalvadora. Die Crew der Bodenzentrale in Lumbrein möchte, dass ich alles Mögliche und Unmögliche aufschreibe. Dies sei wichtig für die Popcorn-Wissenschaft. Bis jetzt weiss man nämlich wenig übers Popcorn-Universum. Insè nu’s saja bod nöglia. Bruchlandungen, Fehlstarts oder auch unkontrollierte Explosionen waren das Resultat unserer ersten Versuche, in diese geheimnisvollen, fantastischen Galaxien vorzudringen.

Doch nun sind wir bereit. Die Xalvadora ist die beste Popcorn-Rakete, die je gebaut worden ist. Nossa raketa cotschna glüschainta. Beim Abflug habe ich gedacht, mein Herz könnte explodieren, so unerwartet turbulent brach die Lebensfreude in mir aus. Wann kann man heutzutage noch ein wahres Abenteuer erleben? Ein neues Universum voller Magie entdecken? Ich hätte in der Rakete tanzen können, so wie die anderen Popcornaut:innen. Aber vorne im Cockpit habe ich grad alle Hände voll zu tun: Wir wollen als erstes zum Regenbogenplaneten CULURIO fliegen – und ich habe keine Ahnung, wie wir ihn finden können. Speraina cha no nu fetschan naufragi. Bämedibäm!  

1. März – Aus dem Cockpit

Auf dem Armaturenbrett der Xalvadora steht 53.31 – X00. Das heisst, wir dringen immer tiefer ins Popcorn-Universum ein. Hier herrscht kein Vakuum, wie man das von anderen Universen kennt. Wir fliegen durch ein All, das mit wilder Lebensfreude gefüllt ist. I’d es incredibel da svolar tras cun tant plaschair! Die Inspiration ist so intensiv explosiv, dass es nur noch so ploppt in der Xalvadora.

Die Popcornaut:innen – Laura, Valeria, Mirjam, Jonas und Melia – haben es sich in der Lounge unserer Rakete gemütlich gemacht und improvisieren zum Song «Crazy Popcorn 1». Bis ins Cockpit höre ich ihre freudigen Stimmen: «All you need is this crazy thing, is this popcorn, popcorn!» Farbige Popcorn-Planeten ziehen an uns vorbei. Tscherts ter gronds, tscherts be pitschnins. Ich bin ganz kribbelig vor Entdeckungsfreude.

Aber CULURIO ist noch nirgends in Sicht. Die neusten Berechnungen der Bodenzentrale machen keinen Sinn. Die Daten von früheren Expeditionen waren wohl unvollständig. Quai cumainza fingià bain! Ich steuere mal einen der kleinen Popcorn-Planeten an und frage nach dem Weg.

8. März – Epopea

Nach einem langen Flug durch mysteriöse Schwaden von Sternenstaub sind wir auf dem klitzekleinen, unscheinbaren Planeten EPOPEA gelandet, dem Planeten der grenzenlosen Geschichten. Kaum haben wir einen Fuss auf den Planeten gesetzt, sind wir – Plopp-e-di-plop – in eine seiner Geschichten hineinexplodiert. Istorgias sainza cumanzamaint e sainza fin. Das beste Popcornaut:innen-Training der Erde hätte uns nicht darauf vorbereiten können. Wir haben uns in eine grenzenlose Geschichte verstrickt.

Die Bodenzentrale hat uns unendlich viele Nachrichten multipliziert mit 37 geschickt. Però ningün da no nun ha dat resposta. Vor allem die Popcorn-Wissenschaftlerin Madame Ella war beunruhigt über unser langes Schweigen. Schliesslich hat sie ihren engsten Vertrauten Fritz, den Roten Faden, zu uns geschickt, um nach dem Rechten zu sehen. Fritz hat den grenzenlosen Geschichten von EPOPEA kurzerhand ein Ende gesetzt. So konnten wir den allerersten Planeten unserer waghalsigen Reise wieder verlassen. Toller Typ, dieser Fritz. Seis nomer es 0037, in cas d’urgenza. Hoffentlich fliegt er noch lange mit uns mit.

17. März – Madame Ella

Madame Ella von der Bodenzentrale fragt nach Popcorn-Daten, damit sie in Lumbrein ihre Forschung vorantreiben könne. Daten… Was kann ich von EPOPEA erzählen, dass sie nicht verwirren würde? Mir sind so viele Geschichten zu Ohren gekommen. Kakatsching. Am meisten überrascht hat mich, dass Roccobello und Leon hier allen bekannt sind. Quai es tantüna incredibel! Die beiden Stieren von Lumbrein sind hier Stars! Jung und Alt lieben sie. Man erzählt sich die wildesten Geschichten über sie:

Das Popcorn-Universum mit seinen grenzenlosen Galaxien hänge von den beiden magischen Stiere von Lumbrein ab – i tils nomnan propcha «ils bovs magics». Ob das stimmen kann? Den beiden Siteren gehe es zum Glück sehr gut, wie mir die Bodenzentrale versichert. Der Winter in den Bergen sei zwar eisig kalt gewesen, aber die Stallcrew – Bistgaun, Clarissa und Frau Friedli – dafür umso warmherziger.

23. März – Der düstere Schlund

Wir fliegen. Svolain tras l’univers. Fliegen schnell, weit, grenzenlos. Ich könnte nicht sagen, wie lange schon. Nur trallalala. Ganz klein sehe ich den farbig leuchtenden CULURIO am Horizont. Wir haben es geschafft! Che furtüna! Während ich auf den Regenbogen-Planeten zufliege, ploppen die Popcornaut:innen in der Xalvadora heftig. Lauras intergalaktische Kompositionen dringen bis zu mir ins Cockpit. Super duper fantastico!

Doch plötzlich wird es ganz still – quiet sco in üna baselgia – als ob uns die Lebensfreude ausgesogen worden wäre. Aus den Fenstern der Rakete sehen wir von Weitem einen lilafarbenen Strudel, der eine riesige Anziehungskraft zu haben scheint. Kleinere Popcorn-Planeten und noch nicht explodierte Maiskörner verschwinden in seinem düsteren Schlund. Die Angaben auf meinem Armaturenbrett beginnen zu flimmern. Ich muss schn…

24. März – Knapp vorbei

Das war knapp! Dal diavel ferm! Das Lila Loch hat auch uns stark angezogen. Es hat viel Nerven und Kraft gekostet, die Xalvadora sicher daran vorbeizumanövrieren. Per Funk habe ich unsere Entdeckung umgehend der Bodenzentrale gemeldet. Doch in ihren Forschungsnotizen haben sie darüber nichts gefunden. Fin uossa nu’s saja nöglia sur da Fouras Violettas. Die Bodenzentrale rät uns, Kurs zu halten und der Anziehungskraft zu widerstehen, bis wir mehr über dieses Phänomen wissen.

04. April – Culurio

Der Regenbogen-Planeten CULURIO ist jetzt ganz nah. Je näher wir dem Planeten kommen, desto wilder beginnen unsere Herzen zu schlagen, so als wollten sie explodieren. Auf einem Bildschirm im Cockpit blinkt die Nachricht auf: «I nu dà la resposta sün tuot las dumondas. I dà be Cha-Cha-Cha». Für unsere Popcorn-Wissenschaft in Lumbrein übersetzt: «Es gibt sie nicht, die Antwort auf alle Fragen. Es gibt nur Cha-Cha-Cha.»

Ich bin gespannt, was für Sprachen es im Popcorn-Universum sonst noch gibt. Bis jetzt deutet alles darauf hin, dass man Rätoromanisch als Lingua franca nutzt, um sich zwischen den unterschiedlichen Planeten und Populationen zu verständigen! Ün univers rumantsch sainza cunfins!

13. April – Regenbogen Highway

Der Planet CULURIO ist fantastisch. Kakatsching! Hier findet man alles, was das Herz begehrt und es unmittelbar zum Explodieren bringt. Eiscrème in undefinierbarer Farbe zum Mittagessen ist die kulinarische Spezialität. Und Verrücktsein – esser bluord o our d’clocca – ist die Essenz, die hier alle feiern. Aus dem ganzen Universum strömen die unterschiedlichsten Wesen nach CULURIO, um mit explosivem Tanzen ihre Essenz und Lebensfreude zu stärken.

Ah genau, ich soll ja Daten für die Popcorn-Wissenschaft notieren… CULURIO ist riesig und unglaublich bunt. Er hat nur einen einzigen Landeplatz namens Baincler. Damit will man wohl den ausufernden Tourismus etwas eindämmen. Direkt neben Baincler liegt der Regenbogen-Highway, wo wir einen obercoolen Schlitten gefunden haben. Quella charozza glüschiva in ün pinc explosiv intensiv! Wir sind damit so schnell über die regenbogenfarbene Rennstrecke gebrettert, bis wir den Verstand verloren haben und samt Schlitten explodiert sind! Ploppe-di-plop! Nur so gelangt man nämlich an die legendäre Cha-Cha-Cha Party dieses Planeten.

14. April – Cha-Cha-Cha Party

«Esser bluord es vital!», sagen auf CULURIO alle: «Verrücktsein ist lebenswichtig!» Diese Lebenseinstellung schützt vor den bedrohlichen Lila Löchern. Wir haben mittlerweile herausgefunden, dass die Lila Löcher all die explosive Lebensfreude des Popcorn-Universums verschlingen. Wenn man ihnen zu nahe kommt, wird man ins bodenlose, violette Selbstmitleid gezogen. Deshalb kommen alle Lebewesen auf CULURIO zusammen und tanzen wie verrückt an den Cha-Cha-Cha Partys, bis sie explodieren. Bämedibäm!

Die Einheimischen von CULURIO – man nennt sie Plopions – halten mit ihrer unvergleichlichen Coolness das emotionale Gleichgewicht zu den überbordenden Cha-Cha-Cha Partys. Die Plopions sind kleine, menschenähnliche Wesen mit Popcorn-Köpfen, stets freundlich, wenn auch etwas distanziert. Quels sun bainschi remarchabels! Voller Übermut haben wir CULURIO schliesslich wieder verlassen – gespannt, was wir in diesem fantastischen Universum noch alles entdecken werden.

25. April – Der Ausbruch

Besorgniserregende Nachrichten erreichen uns aus Lumbrein: Leon ist ausgebrochen! Ein Beben ging gleichzeitig durchs Popcorn-Universum. Kaum wahrnehmbar. Aber die Lebensfreude in uns Popcornaut:innen ist für einen Augenblick erstarrt. Eu n’ha tschüf la pel giallina.

Details haben wir wenige. Leon soll sich losgerissen haben. Quel lumbardun! Alle Kritiker fühlten sich bestätigt, erzählt mir Thomas, unser Funkmeister in der Bodenzentrale. Diese verrückten Popcorn-Köpfe hätten doch keine Ahnung, was sie tun, munkle man im Dorf. Dabei stimmt das überhaupt nicht. Der Stall hat doch neue Wasserleitungen, Heu, einen beeindruckenden Vorrat an Bananen-Leckerli und sogar einen nigelnagelneuen Besen. Ich habe es vor unserem Abflug mit eigenen Augen gesehen.

26. April – Leon wohlauf

Nachtrag: Leons Ausbruch hat sich übrigens als weniger dramatisch herausgestellt. Quai d’eira be üna bagatella. Nach nur wenigen Stunden hat ihn die Stallcrew wieder einfangen können. Niemand kam zu Schaden.

Es hat trotzdem eine Weile gedauert, bis sich die Lebensfreude wieder ungebremst in der Lounge der Xalvadora ausgebreitet hat. Stimmen die Gerüchte von EPOPEA doch? Hängt das Popcorn-Universum viel stärker von den beiden magischen Stieren ab, als wir bis anhin vermutet haben?

04. Mai – Erleben

Wir gleiten durch die Weiten des Universums. Cun plaschair da vita sainza fin!  Madame Ella von der Bodenzentrale ist zufrieden mit den Popcorn-Daten, die ich ihr bisher geliefert habe. Ob sie sie überhaupt versteht? Wir entfernen uns immer mehr von der Erde. Ich kann es fühlen. Die Popcorn-Wissenschaft erscheint mir immer überflüssiger. Man muss diese Reise erleben. I’s sto svolar svessa tras l’univers.

Fritz ist übrigens immmer noch bei uns. Fritz, il Fil Cotschen. Er hat sich in der Lounge neben Jonas zu einem Knäuel zusammengerollt – bei einer Länge von 37 Millionen Plopion-Ellen eine ziemliche Aufgabe. Er vermutet, dass jeder Planet des Popcorn-Universums eine ganz eigene Essenz habe und die Gesamtheit aller Popcorn-Essenzen der Grund für die explosive Lebensfreude in diesem Kosmos sei. Fritz kann sich immer etwas zusammenreimen. Aber vielleicht hat er ja recht!

19. Mai – Wichtige Fragen

Ich habe lange nicht mehr geschrieben. Madame Ella hatte mich gewarnt, dass dies mit wachsender Distanz zur Erde geschehen könnte. Seit unserem Besuch auf DUMON, dem Planeten aller Fragen, habe ich nur noch eine Frage im Kopf: «Che culur ha il plü bel bikini dal muond?» Ich könnte ewig darüber sinnieren, während ich inzwischen routiniert an den Lila Löchern vorbeifliege. Die Frage «Welche Farbe hat der weltschönste Bikini?» lässt mein Herz sofort explodieren und schafft Raum für die buntesten aller bunten Antworten.

Auf DUMON leben die hochgewachsenen Proplopeten. Jeder von ihnen hat sein ganzes Leben einer einzigen Frage gewidmet, auf die er im Laufe seines Lebens unendlich viele Antworten findet. Ün zich cugnuoscha quai eir! Ein Proplopet interpretiert alle Ereignisse mit Bezug auf seine Lebensfrage und kommt so zu erstaunlichen Einsichten.

Hier die Übersetzung der wichtigsten Fragen, denen wir auf DUMON begegnet sind:

  • «Was ist die Mehrzahl von Nippel?»

  • «Wieso ist ein richtiger Ballon rot?»

  • «Wofür brauch ein Tintenfisch drei Herzen?»

  • «Wieso ist der Buschauffeur von Linie 32 immer so glücklich?»

  • «Sind Nacktschnecken neidisch auf die Schnecken mit Haus?»

  • «Machen Mücken immer den gleichen Ton?»

26. Mai –  Neue Glücksessenz

Die Stimmung in unserer Rakete Xalvadora ist getrübt. Wir sind uns die schlechte Laune der Erde einfach nicht mehr gewöhnt. Noscha glüna di ed on! Sprudelnd vor Lebensfreude haben wir Funkmeister Thomas von den grenzenlosen Antworten auf DUMON erzählt. Doch anstatt sich darüber zu freuen, klagte er über die Probleme in Lumbrein: Die Stallcrew wisse nicht, wohin mit all dem Mist, und müsse zudem dringend neue Auslaufmöglichkeiten für die beiden Stiere finden. Wie kann man sich nur so auf die Probleme konzentrieren, wo es doch unendlich viele Antworten auf eine Frage gibt? Kakatsching. Ich glaube, wir explodieren immer mehr auseinander.

Auf jedem Planeten entdecken wir eine neue Glücksessenz – genau so, wie Fritz, der Rote Faden es vermutete. Was wir wohl auf dem eigenartig duftenden, grasgrünen Planeten finden werden, der jetzt am Horizont sichtbar wird? Drei Monde stehen über ihm und kreisen nach unbekannten Gesetzmässigkeiten umeinander. Trais glünas! Stille Magie, melancholische Klänge und friedvolle Leere umgibt sie.

2. Juni – Urasemin

«Meis di ha set eivnas!», hört man überall auf dem Planeten URASEMIN: «Mein Tag hat sieben Wochen!» Früher hätte ich das nicht verstanden, dabei ist es doch offensichtlich. Trallalala. Die Zeit vergeht im Popcorn-Universum anders: Man hat hier alle Zeit der Welt. Diese besondere Zeitqualität wurde von den wunderschönen, riesigen, eleganten Schnecken erfunden, die auf URASEMIN leben. Sie sind faszinierende Wesen und singen den ganzen Tag Arien. Einige Arien sind so galaktisch schön, dass ich weinen könnte, andere schmerzen fast in den Ohren.

Die Präsidentin von URASEMIN ist Crazy Daisy aus dem Dill. Sie ist verantwortlich dafür, dass die Zeitmaschinerie bis in der hintersten Galaxie des Popcorn-Universums einwandfrei funktioniert. Ihre schlimmste Feindin ist Crazy Luna von Crudel, die rebellischste Schnecke des Universums. Wenn sie ausbüxt, treibt sie überall Unfug: Sie stiehlt da und dort Zeit, lässt Wesen die Zeit vergessen oder hält sie in einer Zeitschlaufe gefangen. Che infamità!

9. Juni – Crazy Daisy

Wir haben URASEMIN soeben verlassen. Die Monde sind nirgends mehr zu sehen. Sie haben sich wohl selbständig weiter durch das Universum bewegt. Eu sun ün zich inquieta. Wir haben nun einen hohen Gast in der Xalvadora: Crazy Daisy aus dem Dill! Die Präsidentin von URASEMIN hat darauf bestanden, dass wir sie in diplomatischer Mission mitfliegen lassen. Die Harmonie im Universum hänge davon ab, dass sie die Zeitqualitäten der Planeten immer wieder aufeinander abstimme. Quai para da far sen. Natürlich ist es jetzt etwas eng in der Popcornaut:innen-Lounge – Crazy Daisys Haus ist immens – doch sie sagt, es sei ihre Dienstpflicht, bekleidet zu reisen. Als Nacktschnecke würde sie zu viel von ihrer Autorität einbüssen. Nun bringt sie den Popcornaut:innen ihre schönsten Arien bei.

Quia amo üna ponderaziun critica: Seit Crazy Daisy in die Xalvadora geglitten ist, hat sie kein Wort mehr über Diplomatie verloren. Stattdessen liegt sie mir in den Ohren, dass wir uns unbedingt den Planeten OTTO anschauen sollten – und ja, sie liebe halt auch einfach Lotto.

16. Juni – Selbstmitleid

Mit Crazy Daisy an Bord spielt die Xalvadora verrückt. Unsere Koordinaten auf dem Armaturenbrett sind nicht mehr erkennbar. Ich habe jedes Zeitgefühl verloren. Und der Funk ist tot. Unsere Verbindung zu Lumbrein ist abgebrochen. Precis uossa.

Ohne Orientierungshilfe sind wir direkt in einer Galaxie gelandet, die schon sehr stark von Lila Löchern zerfressen ist. 73 Fouras Violettas n’haja dombrà! Eine grosse Leere hat sich in dieser Galaxie ausgebreitet und die explosive Lebensfreude ist so geschwächt, dass nichts und niemandem mehr zum Ploppen zumute ist. Die Ausdehnung des Universums ist komplett zum Stillstand gekommen.

Das berüchtigte Selbstmitleid hat uns erfasst. Selbst Fritz ist völlig verstummt. Fritz, chi sa adüna ans trar our da la merda!  Unser Selbstmitleid hat sich mit 73 multipliziert und ist ins Unermessliche gewachsen. Ich fliege nun so schnell wie möglich OTTO an, um Crazy Daisy dort auszuladen.

23. Juni – Otto

OTTO ist ein kleiner, weisser Planet. Er trägt den Namen des Begründers der lokalen Lotto-Tradition. Auf der Erde wurde der spielbegeisterte Otto aus allen Casinos verbannt, weil er jeden Jackpot knacken konnte. Auf OTTO darf er nun schon seit drei Ewigkeiten gewinnen, ohne dass sich jemand daran stört. Das Grusswort des Planeten ist: «Otto ha guadagnà i’l lotto» und man jubelt sich daraufhin zu.

Auf OTTO leben 356 Lebewesen verschiedenster Form, Grösse und Farbe. Einmal täglich treffen sich alle in der Hauptstadt «Las Corns» und spielen zusammen Lotto. Das Geheimnis des Glücks ist hier: «Scha ün guadogna, guadognan tuots!» Für unsere Popcorn-Wissenschaft in Lumbrein übersetzt: «Wenn einer gewinnt, gewinnen wir alle!»

Crazy Daisy hat uns auf dem Flug hierher überzeugt, die gedämpfte Lebensfreude durch ein Spielchen wieder zu stärken. Nun weilen wir für unbestimmte, aber umso schönere Zeit in «Las Corns» und spielen Lotto. Ich setze immer auf die 1021.

30. Juni – Die Sirenen

Mit unendlich vielen Glückszahlen im Kopf haben wir OTTO wieder verlassen – ohne Crazy Daisy. Doch die Angaben auf dem Armaturenbrett flimmern noch immer. Wir können die Funkverbindung zur Bodenzentrale nicht wieder herstellen. Ed il plü fantastic: Es gelingt uns nicht, uns Sorgen darüber zu machen. Die Stimmung in der Xalvadora hat sich seit unserem Besuch auf OTTO explosiv euphorisch aufgeladen.

Fritz, der Rote Faden, ist aus der Lounge zu mir gekrochen und analysiert die Situation mit seinem typischen Scharfsinn: «Jetzt hält euch nichts mehr zurück! Jetzt könnt uneingeschränkt in alle Richtungen explodieren.» Dabei grinst er schelmisch, als ob er den weiteren Verlauf der Geschichte bereits im Kopf hätte. In tuottas direcziuns. In 1021 plops! Vor lauter Lebensfreude explodieren im Vorbeifliegen ein paar Maiskörner zu neuen farbigen Popcorn-Planeten.

Plötzlich hören wir einen betörenden Klang, der uns magisch anzieht. «Die Sirenen», summt der sonst so nüchterne Fritz verträumt, «das müssen die Sirenen von RIVARIVA sein, dem sinnlichsten Planeten des Universums». Die Xalvadora hat längst ohne mein Zutun Kurs auf den allseits geliebten Planeten des ewigen Sonnenuntergang genommen.

6. Juli – RivaRiva

RIVARIVA hat es uns angetan – il planet dal tramunt dal sulai etern. Der Planet ist stets ins warme, zauberhafte Licht der Magic Hour getaucht. Wir machen lange Spaziergänge an den endlosen Stränden des Planeten. Jeder Windhauch erzählt eine Geschichte, jeder Sonnenstrahl überträgt eine friedvolle Stille. Die Meere sind manifestierte Liebe. Sensualità. Abundanza. Diversità. Ich muss von diesem Planeten berichten, bevor es mir die Sprache verschlägt.

Ursprünglich hatte RIVARIVA keine eigene Population, nur zwei Sirenen, die mit ihrer Musik ganz viele heimatlose Wesen angezogen haben: Alle Meeresgottheiten anderer Universen, an die niemand mehr glauben wollte, und alle ausgestorbenen Arten, die je existiert haben. Selbst eine Expat-Community von Menschen gibt es hier, die dem Meereszauber von RIVARIVA verfallen ist und nicht mehr auf die Erde zurückkehren möchte. Eu tils incleg uschè bain!

Fritz murmelt etwas miesepetrig vor sich hin: «Ja, heimatlosen Wesen, genau das sind wir jetzt auch.» Manchmal kann ich den Roten Faden nicht verstehen, wie er da in seinem Knäuel bei mir sitzt. Vielleicht vermisst er einfach seine Freundin Madame Ella.

7. Juli – Extra Life Bar

Nach einer unmessbaren Zeitspanne auf RIVARIVA haben wir an einem der 37’000 Strände die allseits beliebte «Extra-Life-Bar» entdeckt: Eine Bar zu Ehren von Roccobello und Leon! Plötzlich hat mich eine tiefe Sehnsucht nach den beiden Stiere erfasst. Noss taurs magics da Lumbrein. Wie es ihnen wohl geht? Thomas hatte im allerletzten Funk-Gespräch von Sorgen in der Stallzentrale erzählt. Doch der Barkeeper der «Extra-Life-Bar» – ein gewisser Jürgen Aufgeblasen – konnte mich sogleich beruhigen: Wir bräuchten hier nur auf die Stiere anzustossen, damit es ihnen gut gehe. Faina viva sün Roccobello e Leon!

Neben mir sass die Meeresgöttin Betara, die gerade mit dem Gott der Stiere über das Leben und die Liebe sinnierte. «Adüna là ingio ch’eu sun, esa il plü bel», meinte Betara euphorisch: «Immer da, wo ich bin, ist es am schönsten!» Der Gott der Stiere biss zufrieden in den Schnitz einer saftigen Popcorn-Melone und nickte beipflichtend. Diese Weisheit kann man auf dem Planeten nicht oft genug wiederholen. Von den beiden habe ich allerlei Klatsch und Tratsch von RIVARIVA erfahren, vor allem über die Bürgermeisterin Klara Meeresrauschen mit ihren drei Herzen. Aber dazu später.

12. Juli – Drei Herzen

Wir haben RIVARIVA verlassen und fliegen in der Xalvadora weiter durch die Popcorn-Galaxien. Doch die Geschichte von Bürgermeisterin Klara Meeresrauschen geht mir noch immer nach: Klara ist eine Cameroceras, eine ausgestorbene Tintenfisch-Art. Wie alle Tintenfische hat auch sie drei Herzen und neun Gehirne. Che abundanza!  In Liebesangelegenheiten ist Klara deshalb oft überfordert. Seit elf Popcorn-Jahren hat sie einen ganz besonderen Verehrer: den Superhelden Kaptain Flamingo, dessen Mut die Vorstellungskraft übersteigt. Doch Klara schafft es mit ihren drei Herzen nicht, ihre Gefühle für ihn zu ordnen: Mit einem Herzen bewundert sie ihn, mit dem zweiten findet sie ihn lächerlich und ihr drittes Herz hat Bindungsängste.

Wir haben Kaptain Flamingo leider nicht angetroffen. Vess vis uschè jent co ch’el squassa il chül. Niemand konnte mir sagen, wo der Superheld ist. Einige halten ihn für verschollen. Andere sagen, er sei ausgezogen, um die Lilia Löcher zu bekämpfen. Klara hat uns gebeten, auf unserer Reise nach dem Superhelden Ausschau zu halten.

21. Juli – Düsteres Schweigen

Die Koordinaten für die Weiterreise, die der Barkeeper Jürgen Aufgeblasen uns genannt hat, führen nirgendwo hin. Erneut fliegen wir durch traurige Galaxien voller Lila Löcher und können ihrem Sog kaum widerstehen. Quel ha fat la giatta fossa cun no!  Fritz, der Rote Faden, ist seit längerem in düsteres Schweigen verfallen. Hin und wieder rollt er sich aus, verknotet sich kompliziert und bleibt dann für eine Weile ratlos liegen. Er scheint von Selbstzweifeln zerfressen. Auch mich überkommt ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit.

Ich glaube, wir sind am äussersten Rand des Popcorn-Universums angelangt. Quist sto esser il cunfin da l`univers. Ein unscheinbarer Planet liegt vor uns, von dem ein nie versiegender Strom von Popcorns ins All fliesst. Der Anblick lässt mein Herz wieder etwas leichter werden. Das muss der royale PLANET 44 sein. Mit letzten Kräften können wir uns von einem Lila Löch losreissen und den Popcorn-Strom emporfliegen.

28. Juli – Planet 44

Precis sco ch’eu n’ha pensà: Durch den Popcorn-Strom sind wir zum PLANETEN 44 gelangt. Hier lebt die Popcorn-Queen Christina, eine elegante, ältere Dame, die als einzige im ganzen Universum eine Popcorn-Maschine besitzt. Diese Maschine läuft den ganzen Tag. Seit sich Lila Löcher ausbreiten und ganze Popcorn-Galaxien zu verschlingen drohen, ist die Popcorn-Queen beliebter als je zuvor. Ella dà spranza e stabilità a tuot las creatüras.

Auf der Rückseite des Planeten 44 lebt Barbara, die Cousine der Popcorn-Queen. Sie ist die Witzekönigin des Universums und bedient das Witztelefon. Leider kennen nur wenige ihre Telefonnummer: 435087 34303387 28347 9 2342 2 37 40. Eu n’ha scrit sü il nomer be subit. Barbaras Witze halten eine Ewigkeit!

Wie gerne hätte ich diese Telefonnummer der Bodenzentrale in Lumbrein geschickt. Doch es ist uns immer noch nicht gelungen, die Funkverbindung herzustellen. Ein bisschen unruhig macht mich das schon. Aber es gibt hier noch so viel zu entdecken!

4. August – Drei Monde

Nach diesem kleinen Abstecher auf PLANET 44 fliegen wir etwas hoffnungsvoller weiter. Unterwegs tauchen die drei Monde wieder auf. Las trais glünas. Sie haben sich frei durch die Galaxien bewegt und verbreiten eine kraftvolle Melancholie, die uns träumen und sanfte Melodien singen lässt.

Plötzlich werden wir von einer jammernden Stimme übertönt. Vor dem Raketenfenster sehen wir eine sonderbare Figur, welche die drei Himmelskörper ziellos umkreist und ihnen lauthals sein ganzes Leid klagt. Che plondschöz! Valeria meint neugierig, sie würde gerne mit ihm sprechen. Das sei bestimmt eines dieser magisch-depressiven Wesen, von denen sie schon so viel gehört habe. Ob Fritz ihr diesen Floh ins Ohr gesetzt hat?

18. August – Glüna 3.9

Auf Valerias Bitte hin sind wir auf GLÜNA 3.9 gelandet, dem kleinsten der drei Monde. Das magisch-depressive Wesen hat sich uns als Rolf, der Computerrasenmäher vorgestellt. Nach der Begrüssung hat er uns gleich erzählt, was ihn so mit seinem Schicksal hadern lässt: Er könnte glücklich sein – da ist er sich sicher – wenn er nur im Lotto gewinnen würde! Be quai til manca per esser furtünà. Aber auf OTTO habe er Landeverbot, weil seine jammernde Stimme allen die gute Laune verderbe.

Während Valeria sich immer tiefer in ein Gespräch über Lotto verwickelte, haben wir uns für einen Abstecher auf GLÜNA 4.3 entschieden. Maria Rosa bedient dort das Traumbeschwerden-Amt für irdische Träume. Maria Rosa chi’d es crodada da la sopcha e rivada i’l Univers da Popcorn. Ich will die Gelegenheit nutzen, um eine Beschwerde einzureichen: Der Traum, in dem Roccobello und Leon zu Würsten verarbeitet worden sind, war echt geschmacklos.

25. August – Schwärmereien

Etwas Unglaubliches ist passiert: Valeria hat entschieden, dass sie mit Rolf auf GLÜNA 3.9 bleiben will. Wir sind alle ziemlich durcheinander. Was erhofft sie sich bloss davon? Il cour ha radschuns cha la radschun nu cugnuoscha zist. Mit mulmigem Gefühl sind wir nur noch zu fünft losgeflogen.

Rolf hat uns vor dem Abflug schwärmerisch vom farblosen Weisheitsplaneten SABGIA erzählt und uns einen Besuch des berühmten Collegiums St. Christine empfohlen. Schon bald wird er dort eine Vorlesung halten. Als magisch-depressives Wesen hat er nämlich viel dazu beigetragen, das Glück in seiner ganzen Komplexität zu verstehen. Wir suchen also nach dem farblosen Planeten der Weisheit. Ob man ihn aus dem All überhaupt sehen kann?

31. August – Sabgia

Heute sind wir auf SABGIA gelandet – sül planet da la sabgentscha!  Die ganze Energie, sogar die Farbe, konzentriert sich hier auf die Essenz des Wissens. Deshalb sind auch die Einheimischen – genannt Einsternins – völlig farblos. Ihre Körper sind eckig, ihre Köpfe gross und sternförmig. Wenn sie eine gute Idee oder Erkenntnis haben, leuchten ihre Gesichter kurz in regenbogenfarbenem Glanz auf.

Auf SABGIA werden Denkweisen erforscht und gelehrt, welche jenseits jeder Logik sind und den Geist zu explosiver Erkenntnis führen. Zentrale Themen der Forschung sind das Glück, die Magie, die Lebensfreude. Mir ist etwas unwohl beim Gedanken, dass sich die Gelehrten des Popcorn-Universums nur mit dem Glück beschäftigen. Wäre es nicht an der Zeit, die Lila Löcher zu erforschen, die das Universum zerstören? Nun esa l’ultim mumaint?

1. September – Collegium St. Christine

Soeben haben wir das berühmte Collegium St. Christine von SABGIA besucht – dedichà a la Raïna da Popcorn – in dessen Innenhof ein Bingo-Automaten steht. Der Bingo-Automat ist die grösste Errungenschaft der Einsternins. Er verwandelt Sternenstaub aus dem Popcorn-Universum in Weisheiten, die auf kleine Zettel ausgedruckt werden. Die Einsternins verbringen ihr ganzes Leben damit, Sternenstaub aus den entferntesten Galaxien zusammenzutragen, um alle Essenzen des Glücks zu erfassen.

Man erzählt sich, dass sich die Erfinderin des Bingo-Automaten als einzige in die Nähe der Lila Löcher getraut habe. Dabei sei sie in deren Strudel geraten und für immer verschwunden. Sie soll verzweifelt den Satz gerufen haben: «Eu sa ch’eu nu sa nöglia.» Für die Akten übersetzt: «Ich weiss, dass ich nichts weiss.» Seither machen die Einsternins einen grossen Bogen um die Lila Löcher.

Ich habe ich mir einen Zettel aus dem Bingo-Automaten gezogen: «Quai cha tü tscherchast, nun es aint illa frais-chera.» Was könnte damit bloss gemeint sein?

8. September – Das Parlatorium

Wir mussten eine weitere Popcornautin zurücklassen! Dal diamper!  Mirjam hat darauf bestanden, im Collegium von SABGIA zu bleiben. Sie ist fasziniert vom Verstehen des Glücks: «Es ist so einfach. Endlich habe ich es verstanden!» Sie hat sich Zettel um Zettel aus dem Bingo-Automaten gezogen und bei jedem erneut aufgelacht: «Genau, so einfach ist es.»

Nur noch zu viert haben wir uns auf den Rückweg zur Xalvadora gemacht und unterwegs einen geheimnisvollen, farblosen Bau entdeckt: das Parlatorium von SABGIA. Zwei Stierköpfe aus Marmor zieren das Eingangsportal. Neugierig haben wir die heiligen Hallen betreten und dort Ungeheuerliches erfahren. Ich versuche mich kurz zu fassen. Popcorn-Daten hin oder her. No vain fingià pers temp avuonda!

Im Parlatorium von SABGIA erforschen die Einsternins die Beziehung der beiden magischen Stiere zum Popcorn-Universum. Als wir die heiligen Hallen betreten haben, war es still, kühl und düster. Die Gesichter der Einsternins, die oftmals in Regenbogenfarben aufleuchten, waren aschfahl. Verängstigt haben sie uns von ihren neusten Erkenntnissen erzählt:

Das Popcorn-Universum zerfällt, weil es Roccobello und Leon nicht gut geht. Seit dem Urplop sind die beiden Stiere magisch mit dem Popcorn-Universum verbunden. Ihr Herzschlag ist der Herzschlag des Universums. Doch die Erdbewohner:innen halten sie für normale Stiere. «La glieud nu craja vi dal Univers da Popcorn e vi da la forza magica da Roccobello e Leon.» Unglaube und Rationalismus auf der Erde schwächen ihre Lebensenergie. So breiten sich Lila Löcher immer mehr aus und die explosive Lebensfreude des Popcorn-Universums verwandelt sich in einen unaufhaltsamen Sog von Selbstmitleid.

Diese Neuigkeiten haben uns alle verstört. Laura und Melia sind in ihrer Verwirrung in die Fänge eines Sehers geraten. Ün visiunari o be ün scharlatan? Wir mussten sie im Parlatorium zurücklassen.

9. September – Neuer Mut

Ich sitze alleine in der Xalvadora. Eu nu sa ne aint ne oura. Die Popcornaut:innen haben sich zerstreut. Jonas ist als Letzter bei einem Shop hängen geblieben, der Fanartikel zu Roccobello und Leon verkauft. Die coolen Extra-Life-Socken haben es ihm angetan. Und selbst Fritz, der Rote Faden hat sich aus dem Staub gemacht.

Ist jetzt alles verloren? Müssen wir dieses Universum voller grenzenloser Lebensfreude zusammenbrechen lassen? Das kann doch nicht sein! Mein Herz beginnt plötzlich schneller zu schlagen und ich fange an zu singen: «Eu chant fin, cha meis pleds dvaintan spranz e sulai. Eu chant fin ch’eu sün fö, tuot es pers fin cha`l temp, sta salda cun mai.» Für die Akten: «Ich singe, bis meine Worte Hoffnung werden und Sonne. Ich singe, bis ich Feuer werde, alles verloren ist, bis die Zeit mit mir stehen bleibt.»

Von dieser Melodie angezogen, kehren alle Popcornaut:innen wieder zurück in die Xalvadora – als ob die Musik sie wieder an unsere gemeinsame Reise erinnert hätte.  Selbst Fritz reckt keck den Kopf aus meiner Jackentasche, wo er sich versteckt hatte. Mit neuem Mut starte ich die Xalvadora und lasse den Planeten der Weisheit hinter uns. No vain uossa üna missiun!

22. September – Kaptain Flamingo

Orientierungslos fliegen wir durchs Universum. Die Lila Löcher sind inzwischen überall und verbreiten Zweifel und Hoffnungslosigkeit. Plötzlich sehe ich etwas Pinkes, das wie ein Pfeil aus einem Lila Loch rausschiesst. Ich kann meinen Augen kaum trauen. Noch nie haben wir etwas gesehen, was dem Sog des Selbstmitleids widerstehen konnte.

Es ist Kaptain Flamingo, der berüchtigten Superhelden von RIVARIVA. Die Popcornaut:innen spielen in der Lounge sofort seinen Song und singen: «Ingün nun es plü cool co Kaptain Flamingo. El balla Cha-Cha-Cha e nu’s fa pissers!» Wenn uns in dieser vertrackten Situation überhaupt noch jemand helfen kann, dann ist es ein pinker Superheld, der mit seinem Hüftschwung sogar Klara Meeresrauschen vor Lachen aus den Socken haut.

Doch Kaptain Flamingo hat andere Sorgen: Er fragt, ob wir Klara Meeresrauschen angetroffen hätten? E bler plü important: Ob sie inzwischen ihre drei Herzen für ihn in Einklang gebracht habe?

5. Oktober – Glücks Essenzen

Unser pinke Gast Kaptain Flamingo tanzt voller Lebensfreude durch die Xalvadora und scheint unsere Unruhe gar nicht wahrzunehmen. Dal diamper! Dabei müssen wir dringend wissen, wieso ihm die Lila Löcher nichts anhaben konnten. Doch der Superheld lässt sich alle Zeit des Universums: Trallalala.

Endlich teilt er uns seine Erkenntinsse mit: Wenn man genug Essenzen des Glücks in sich trägt, kann einem das Selbstmitleid nichts mehr anhaben. «I vol be avuonda Cha-Cha-Cha». Dann kann man durch die Lila Löcher fliegen, wohin man will. Man muss es sich nur genug wünschen.

Ob wir auf diesem Weg nach Lumbrein fliegen können? Ich bin mir nicht sicher, ob man dem pinken Superhelden mit dem lächerlichen Hüftschwung vertrauen kann. As poja procha avair fiduzcha in quist svaneccel? Aber wir müssen unbedingt nach Lumbrein zurück. Das scheint unsere einzige Chance zu sein. Wir müssen den Erbewohner:innen vom fantastischen Popcorn-Universum erzählen und ihre Herzen vor Freude zu Popcorns explodieren lassen. Nur so können wir das Universum vor seinem Zerfall retten.

Ich reisse das Steuer herum und fliege direkt auf ein Lila Loch zu. Hoffentlich haben wir genug Glücks-Essenzen!

13. Oktober – Die Antwort ist 37

«Zeit + Glück x Grenzenlosigkeit = 37». Dies wird jedem klar, der durch ein Lila Loch gefolgen ist. 37 ist die Antwort auf alle Fragen. Ist ja klar! Auf dem Armaturenbrett der Xalvadora hat es wie wild geblinkt, während wir auf das Lila Loch zugesteuert sind: «Temp + furtüna x infini = 37.» Das Steuer flippte von rechts nach links. Ich konnte nichts mehr tun, nichts mehr kontrollieren. Ich spürte nur noch, wie wir immer tiefer in den Strudel eingesogen wurden.

Thomas war völlig überrascht, als die Xalvadora mit einem grossen Knall in der Bodenzentrale gelandet ist: Bämedibäm! Er hat seit unserem letzten Funkgespräch nur eine kurze Mittagspause gemacht und uns keineswegs vermisst. Da hat sich Crazy Luna von Crudel, die rebellischste Schnecke des Universums, wohl einen Spass mit uns erlaubt und unsere Zeit ins Unendliche gedehnt. Che furbra!

Madame Ella wollte mir das Logbuch sofort entreissen. Sie kann es kaum erwarten, die Popcorn-Daten auszuwerten. Doch Fritz, der Rote Faden, war vor Freude über das Wiedersehen mit ihr so ausser sich, dass er sich wild um sie gewickelt hat. Sie versucht noch immer, sich zu entknoten. Il Fil Cotschen es darcheu pro Ella. Das gibt mir zum Glück noch etwas Zeit, um diesen letzten Logbuch-Eintrag unserer unglaublichen Reise durchs Popcorn-Universum fertig zu schreiben.

So, und jetzt haben wir zu tun. Kaptain Flamingo schmiedet mit dem Popcornaut:innen schon eifrig Pläne, wie wir die Erdbewohner:innen zu mehr Cha-Cha-Cha verführen könnten. Er ist mit uns nach Lumbrein gekommen und will mithelfen, das Popcorn-Universum zu retten. Aber ich jetzt gehe zuerst mal zu den beiden Stieren in die Stallzentrale. Vielleicht könnte ich wieder mal beim Ausmisten helfen oder den Heuvorrat kontrollieren.